Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. Art. 1 (1) Grundgesetz

Menschenwürde, ein großes Wort! Und natürlich sagen alle, die danach gefragt werden, dass das doch selbstverständlich sei und überaus wichtig.

Wikipedia bietet einen langen Artikel zum Thema an, hier nur die ersten Sätze der allgemeinen Definition:

„Die Menschenwürde ist nach moderner Auffassung zum einen der Wert, der allen Menschen gleichermaßen und unabhängig von ihren Unterscheidungsmerkmalen wie Herkunft, Geschlecht, Alter oder Status zugeschrieben wird; und zum anderen der Wert, mit dem sich der Mensch als Art über alle anderen Lebewesen und Dinge stellt.“

Es gibt Unmengen an Publikationen, Artikeln, Diskussionen, sogar Kongresse und mehr zu dem Thema Menschenwürde.

Auch gibt es verschiedene Definitionen und Meinungen, obwohl es meiner Meinung nach ganz einfach ist: Jeder Mensch, absolut jeder, hat ein Recht darauf so behandelt zu werden, dass sein Wert und seine Würde unangetastet bleiben.

Was verstehst du darunter?

Was bedeutet es für dich, ein menschenwürdiges Leben zu führen? In welchen Bereichen hast du das Gefühl, es nicht wert zu sein, bestimmte Dinge zu haben oder tun zu dürfen?

Die Menschenwürde ist nach moderner Auffassung zum einen der Wert, der allen Menschen gleichermaßen und unabhängig von ihren Unterscheidungsmerkmalen wie Herkunft, Geschlecht, Alter oder Status zugeschrieben wird; und zum anderen der Wert, mit dem sich der Mensch als Art über alle anderen Lebewesen und Dinge stellt.

Dieser erste Absatz des Wikipedia – Artikels gibt mir sehr zu denken, wenn ich mich in unserer Gesellschaft so umschaue. Natürlich nicht nur bei uns, aber ich denke, bevor wir die Welt retten wollen, sollten wir doch erstmal bei uns genauer hinsehen.

Für mich bedeutet Menschenwürde auch ein Recht auf Respekt, Akzeptanz, Toleranz und vor allem Gerechtigkeit. Bei dem Thema Gerechtigkeit sehe ich ganz großen Handlungsbedarf in unserer Gesellschaft.

Wer hat mehr Wert, ein größeres Recht auf Menschenwürde?

  • PolitikerIn oder WählerIn?
  • FirmeninhaberIn oder MitarbeiterIn?
  • HauseigentümerIn oder MieterIn?
  • MieterIn oder Obdachlose/r
  • Angestellte/r oder Hartz4-EmpfängerIn?
  • KassenpatientIn oder PrivatpatientIn?
  • ManagerIn oder AssistentIn?
  • alte Dame oder kleines Kind?
  • Deutsche/r seit Generationen oder syrische/r AsylantIn?
  • gute/r ChristIn oder Andersgläubige?

Leistungsgesellschaft oder Menschlichkeit?

Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen dieser Welt haben wir ein „Sicherheitsnetz“, unser deutsches Sozialsystem, Gesundheitssystem und Schulsystem. Es ist zwar in vielen Bereichen verbesserungswürdig und sollte längst an die neuen Gegebenheiten und Situationen angepasst werden, trotzdem bin ich dankbar dafür.

Aber in einer Gesellschaft, die immer mehr zur Leistungsgesellschaft wird, zählen nur noch die „Leistungsträger„. Die daraus resultierenden Folgen sind erschreckend.

Viele Menschen gehen zu spät oder gar nicht zum Arzt , weil sie befürchten, sonst ihre Arbeitsstelle zu verlieren. Immer mehr Menschen zerbrechen körperlich oder psychisch an dem ständigen Leistungsdruck, den überhöhten Erwartungen und an dem Wissen, dass nicht sie als Mensch sondern nur ihre Leistung zählt und sie ausgetauscht werden, sobald sie nicht mehr richtig „funktionieren“.

Burn – Out, Ängste, psychosomatische Erkrankungen, Depressionen bis hin zum Suizid sind die Folgen, die ermittelten Zahlen machen Angst. Genaueres kannst du zum Beispiel bei der Stiftung deutsche Depressionshilfe oder bei der WHO nachlesen. Es trifft nicht nur Erwachsene, sondern immer mehr Kinder und Jugendliche. Um einen Platz in einer psychosomatische Klinik zu bekommen, sind viele Monate bis hin zu 2 Jahren Wartezeit normal. Die Wartelisten bei vielen Psychotherapeuten sind ebenfalls ellenlang.

Bürokratie oder Menschlichkeit?

Sobald die Arbeitsunfähigkeit länger dauert fangen die Mühlen der Bürokratie an zu mahlen, sei es die Krankenversicherung , die Bundesagentur für Arbeit oder die Rentenanstalten. Ganz schnell wird aus dem früheren „Leistungsträger“ plötzlich ein „Leistungsempfänger„.

Dieser wird mit Gesetzen, Anträgen, Ablehnungen, Gutachten und mehr konfrontiert, soll sich erklären und seine persönlichen Verhältnisse vor wildfremden Menschen offen legen. Gerade während einer psychischen Disfunktionalität ist das oft schwierig bis unmöglich. Allerdings gibt es Gott sei Dank Hilfsangebote von Caritas oder dem sozialpsychiatrischen Dienst. Und auch ganz viele Sachbearbeiter in den verschiedenen Behörden bemühen sich, den Betroffenen ihre Situation zu erleichtern und ihre Würde zu lassen.

Vieles läuft schief, aber wir sollten nicht warten, dass andere das richten, das wird nicht passieren. Nur wir selber können etwas ändern, durch Selbstverantwortung, offene Augen, Ohren und Herzen. Jeder Mensch hat eine Geschichte, einen Grund für das, was oder wie er es tut, frag danach. Bitte nicht schnell be- oder verurteilen, irgendwelchen Parolen folgen, sondern informieren und Interesse an allen Menschen zeigen.

Jeder Mensch ist es wert, so behandelt zu werden und sich selber so zu behandeln, dass das Leben nicht nur ein Überleben, sondern auch menschenwürdig ist!

Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben,
Bewahret sie!
Sie sinkt mit euch! Mit euch wird sie sich heben!

Friedrich Schiller in „Die Künstler“

Die Würde des Menschen ist unantastbar